Ich bin 2017 nach Bulgarien ausgewandert. Ein schönes Land. Ein fremdes Land, obwohl es Mitglied der EU ist. Bulgarien ist besser als sein Ruf 🙂 Denn die meisten, die für seinen üblen Ruf viel getan haben, sind schon lange „nach Europa“ gegangen. (Damit meinen Bulgaren Deutschland, Österreich, Italien. Dort laufen deren ‚Geschäfte‘ viel besser). Vor einem Jahr bin ich nach Deutschland zurückgekehrt.
Dafür gab es berufliche und persönliche Gründe. Ich würde das nicht 1:1 für andere empfehlen – aber es hat auch sein Gutes: Wir haben viele Irrwege probiert und so viel auf eigene Faust unternommen, dass andere aus unseren Erfahrungen Nutzen ziehen können.
Ich weiß vielleicht weniger übers Auswandern als manch anderer. Aber was ich weiß, ist selbst erlebt und selbst gemacht. Ich kenne Experten mit Youtube-Kanal, die wissen einfach ALLES. Wenn die loslegen, klappt mir der Unterkiefer runter: Ach sooo einfach geht das mit dem Haus im Ausland … so ist das mit der Krankenversicherung für 10 EUR im Monat … und so wird man reich … und so spart man richtig clever Steuern.
Ich habe einige dieser Supertipps ausprobiert. Bei mir haben sie entweder gar nicht funktioniert, oder mit Aussetzern:
Meine bulgarische Kfz-Versicherung zum Beispiel: Sie kostet zwar nur 340 lv (170 EUR) im Jahr, aber sie zahlte auch nur 35 EUR für einen Parkrempler. Und vorher musste ich zweimal auf die Polizei (4h), dreimal zur Versicherung (2h), einmal zum Gutachter (2h) und Telefonate, Fahrten und von unserer Freundin gar nicht zu reden, die als Dolmetscherin aushalf.
35 Euro.
Ach, soll ich noch erzählen, wie hilfreich diese Versicherung bei einer Panne auf der Prager Stadtautobahn war? Vielleicht ein andermal …
Ziemlich am Anfang von Wohin-auswandern luden uns Freunde, selbst Auswanderer, nach Paraguay ein, und Ende 2009 war es dann so weit: Plötzlich am anderen Ende der Welt!
Was suchen Auswanderer?
Ich wollte eine Website, die alle Themen für Auswanderer aufbereitet. Also nicht so umfangreich wie nur möglich – nicht so wie Wikipedia. Nicht 30 Seiten Text über jedes Land und Unter-Artikel … wer kann das alles lesen?
Ich dachte mehr an …
- Menschen, die etwas aufbauen wollen,
- an Rentner, die Ruhe und Komfort suchen,
- an Expats.
- Und immer an Lösungen für den kleinen Geldbeutel. Wer reich ist, der muss hier nicht recherchieren.
Über das Projekt
Da kam mir die Idee, Länder nach einheitlichen Kriterien zu vergleichen, um die besten zu ermitteln. Ach, Kriterienkataloge und Rankings gibt es viele – und doch deckt keins alles Wichtige ab, irgendwas fehlt immer. Also kombinierte ich die Ergebnisse verschiedener Rankings. Endlich präsentierte ich im Jahr 2007 die Bestenliste.
Die Reaktionen waren ernüchternd: „Wie kann man denn Russland zum Auswandern empfehlen?!“ „Wo ist Kanada?! Jeder normale Mensch weiß, dass es zu den Top Ländern gehört?!“ usw. Das konnte ich mir also von der Backe putzen.
Später stelle ich jedes Land so gut vor, wie es geht. Und die Vergleiche zwischen den Ländern … die soll jede(r) selbst anstellen.
Was gibt es hier und was gibt es nicht?
Was du hier nicht findest, sind Sensationsgeschichten von Leuten, die Hals über Kopf ins Flugzeug springen und dann staunen, wo sie gelandet sind. Ich tue nicht so, als wäre auswandern ein Event, das du unbedingt mit aller Welt teilen solltest. Wenn du auswanderst, ist es eine Probe und eine Zäsur im Leben und ich will das Mögliche tun, dass es gelingt.
Aber was du hier findest, sind Erfahrungen von echten Menschen, die in ein neues Leben aufbrechen. Die Rubrik Erfahrungsberichte liegt mir am Herzen – da gibt es solche und solche … Auch sonst bemühe ich mich, kein Land schlechtzureden oder über den grünen Klee zu loben – sondern ausgewogen darzustellen.
Die Essenz? Auswandern ist nicht alles!
Ich will ein Leben in Glück und mit Sinn. Und anderen helfen, dass sie ihr Glück finden. Wo ich lebe, und dass es jahrelang in Bulgarien war, das sind Randbedingungen. Die sind wichtig und können sich auch mal wieder ändern.
Auswandern hin oder her – es ist längst nicht alles. Auch für mich nicht. Die Menschheit braucht eine kulturelle Erneuerung. Sonst ersäuft sie in ihrer Banalität und erstickt an ihren Problemen: Die Lösungen von gestern sind die Probleme von heute.
Ich bin überzeugt, dass sinnvolles Leben, Kultur und lebendige Spiritualität zusammenhängen. Gandhi sagte: „Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen“.
Wie wohin-auswandern.de anfing
Angefangen hat Wohin auswandern? im Jahr 2006. Ein Freund brachte einen Zeitungsartikel mit. Es ging darum, dass die Bundesregierung gerade die Finanzierung einer Beratungsstelle für Auswanderer aufgekündigt hatte: Sollen die Leute doch sehen, wo sie bleiben.
Wir lasen es und sagten uns, dass solche Einschnitte auch eine Chance sind. Und die wollten wir nutzen. Die Ideen sprudelten. Ich dachte: Na, ich fang mal an, und dann übernimmt das jemand, der wirklich Ahnung vom auswandern hat. Aber der kam nicht. Also lag es an mir.
Jahrelang suchten wir, bereiteten uns vor. Wir wollten raus aus Deutschland. Aber hah!, wohin? In Spanien fanden wir Auswanderer, die gerade ihre Finca verkaufen wollten. Stell dir vor: eine Finca mit Meerblick!
Wieder in Deutschland, suchte ich Geschäftspartner, um das Geschäft auf soliden Fundamenten zu betreiben. Mit manchen ging es gut, von anderen lernte ich zumindest etwas.
Was und wen ich alles abklapperte! Da waren Migration Agents für Australien, Neuseeland, Kanada und die USA. Da war der Schweizer Unternehmensberater B-mann, Spezialist für internationale Unternehmensnachfolge.
Da war Herr Luft mit seinem Mietbüro in Frankfurt, der mir günstige Unter-Lizenzen für Beratung (AuswSG) anbot. Wir trafen uns am Mainufer, denn im Büro wollte er mich nicht empfangen und bei sich Zuhause konnte er nicht. Zum Glück war schönes Wetter. Ein halbes Jahr später hatte er einen Prozess am Hals und war von der Bildfläche verschwunden. Verärgerte Klienten hatten geklagt.
Dazu einige selbsternannte Auswanderungs-Experten in südlichen Ländern mit Palmen, Strand und (zu viel) Sonne mit den besonderen Geschäftsideen. (Manche Ideen, vermutete ich, versteht man nur nach einigen Tagen in der prallen Sonne am Strand.)
Herrn J. in Thailand half ich, seine Firma für Lebensmittel zu verkaufen. Nach einigen Wochen verlangte jemand, der behauptete, der neue Eigentümer zu sein, dass ich umgehend die Inserate lösche – sie seien geschäftsschädigend.
Der Journalist S-berger war zu Geld gekommen und wollte es in sein Auswanderer-Portal investieren. Er hatte eine gute Domain erworben, er hatte das journalistische Know-how und zum Jetset gehörte er sowieso. („Das ist doch das, was andere Leute ‚auswandern‘ nennen, oder?“ – „Ja ganz bestimmt.“) Was er brauchte, war etwas Anschub.
Kurz und gut: Das war anfangs, was ich suchte – und recht bald zu viel … „Innovation“ für meinen Geschmack. Viele Versuche, viele Irrwege. Was soll’s. So knüpfte ich Kontakte.
Dass es weiterging, verdanke ich den Menschen, die das Projekt unterstützt haben. Nur durch die Unterstützung von lieben Freunden und Bekannten gab es immer Lösungen, ging es immer weiter.
Einigen möchte ich an dieser Stelle besonders danken: Mike, Thorsten Boiger, Ariane, Raymond, Francisco, Gerti, Andrè Müller!
Ich über mich
- Ein guter Arbeitstag beginnt mit dem Gruß an die Sonne. Ich freue mich, dass sie den Himmel erobert. Sie freut sich, die Welt aufs Neue zu entdecken.
- Meine Freizeit verbringe ich … was ist Freizeit?
- Die Zeit vergesse ich beim Spielen 🙂
- Es bringt mich auf die Palme, wenn … oh oh, ich könnte ein Buch über diese ‚wenns‘ schreiben. Ich bemühe mich, gelassener zu werden.
- Im Rückblick würde ich nicht noch einmal nach Südbulgarien gehen und dort ein Haus umbauen. Aufregung, Überraschungen und Ärger kann man auch einfacher haben. — Hm. Oder? Vielleicht würde ich doch … 🙂
- In 10 Jahren sehe ich mich in der erlauchten Geheimgesellschaft, die die Welt wieder verzaubert. Die richtige Art der Weltverschwörung.
- Wer es in meinem Beruf zu etwas bringen will, der muss sich selbst befehlen können.
- Wer auch auswandern will, dem rate ich: Tu es! Es kann dich ja doch keiner davon abhalten. Nur spiele auch mit dem Gedanken, dass du einmal genau so ernsthaft wieder nach Deutschland zurück wollen könntest. Und dann?