Für viele ist es ein Traum: dort arbeiten, wo andere Urlaub machen. Mancher sucht die Erfüllung dieses Traums durch auswandern zu erfüllen. Einige Überlegungen zur Auslandsarbeit sind angesichts der Krisenstimmung in der EU angebracht.
Kaum jemand packt einfach seine Koffer und reist ab, denn um sich einen sicheren Start im Zielland zu ermöglichen, müssen ein paar Vorraussetzungen gegeben sein. Einer der wichtigsten Punkte davon: woher kommt das Geld zum leben? Schauen wir verschiedene Fälle an.
Rentner
Für sie ist die Frage meist einfach zu beantworten. Ihr Rentenanspruch bleibt in den EU Ländern bestehen und in vielen anderen Ländern auch, erkundigen Sie sich bei Ihrer Rentenkasse für Details. Der Rententräger muss informiert sein, wenn Sie längere Zeit im Ausland leben, die Rentenzahlung ist in den allermeisten Fällen auch dann gesichert.
Selbstständige
- Sie haben entweder ein Geschäft, das Sie in Deutschland aufgeben. Sie nehmen Ihr Know-How und Ihre Erfahrung mit und müssen in Erfahrung bringen, wie Sie Ihr Können im Zielland nutzbar machen.
- Oder Sie haben ein Geschäft, das Sie verkaufen oder wo Sie als Teilhaber auch Gewinne erwirtschaften, ohne im Tagesgeschäft in Deutschland tätig sein zu müssen.
- Oder Sie haben ein Geschäft, das standortunabhängig ist (Stichwort Internet). Sie können dann Ihr Büro genausogut in Teneriffa wie in Hamburg einrichten.
Im 1. Fall verkaufen Sie Teile des Inventars und nehmen andere mit. Wenn nicht mehr zu tun ist, um die Firma in Deutschland einzustellen, heißt das wahrscheinlich, dass die Unternehmung (bestenfalls) im Lernstadium war. Der Verlust ist gering, die Chance, dass das bisher Getane für einen Neustart in der Fremde reicht, allerdings auch.
Im 2. Fall wird der Wunsch bestehen, das Geschäft nicht einfach einzustellen, sondern es einem Nachfolger/ Käufer zu übergeben. Ein Verkauf oder eine Fusion mit Branchenkollegen hat viele Vorteile und eine wesentliche Bedingung: Alles geht um Vertrauen; bei Ihnen, dass Sie das Geld bzw. die vereinbarten Erlöse erhalten, beim Käufer, dass er Kunden, Aufträge und Verbindlichkeiten übernimmt, die er erwartet. Vertrauen muss gewachsen sein, es entsteht nicht mit dem Zeitpunkt des Wunsches auszuwandern. Ist ein Geschäft so klein, dass es kaum wahrnehmbar für Marktteilnehmer ist, wird Verkauf nahezu unmöglich. Hat der Inhaber Angestellte und einen attraktiven Kundenstamm und guten Ruf, muss die Nachfolge behutsam geregelt werden; das geht nicht am Stammtisch, sondern braucht dann oft die Führung durch einen Nachfolgevermittler. Das kann drei Jahre dauern.
Im seltenen Fall, dass Jemand als „Frühstückschef“ alle Angelegenheiten zufriedenstellend beim Morgenkaffee regeln kann, und ein paar Telefonate in der Woche reichen – schön, wem das möglich ist. Aber es ist wenig wahrscheinlich.
Im 3. Fall muss beachtet werden, dass bzw. ob alle Verträge auch gültig bleiben, wenn Sie im Ausland sind. Und es macht oft doch einen Unterschied, wo man arbeitet; es ist also nicht egal, ob Hamburg oder Teneriffa. Das geht bei der Wirkung der Auslandstelefon-Nummer auf Partner und Kunden los, zeigt sich beim Firmenimpressum, geht weiter, wenn es eine Zeitverschiebung zu Deutschland gibt. Und man kann nicht mehr das kurzfristige persönliche Treffen arrangieren. Kurz und gut: überlegen Sie bitte vorher genau, wie standort(un)abhängig Ihr Geschäft tatsächlich ist.
Angestellte
Auf die Entsendung durch den AG gehe ich nicht ein, dann wird hoffentlich alles für Sie geregelt, zumindest gibt es jemanden, an den Sie sich sonst wenden können.
Seine Arbeitsstelle zu kündigen, um dann im Zielland in demselben Beruf zu arbeiten, ist eine schlechte Idee. Alle Beschäftigungszahlen aus den EU Ländern sagen unterm Strich: Lass es sein!
Wieder ein anderer Fall ist dagegen, wenn Sie das Arbeitsangebot vom Arbeitgeber im Zielland schon vorliegen haben und es zufriedenstellend ausfällt. Dann … Glückwunsch 🙂
Arbeitssuchende
Hier gilt weitgehend das eben Gesagte. Haben Sie ein Arbeitsangebot, d.h., der Vertrag ist unterschriftsreif, ist alles gut. Sonst können Sie mit Hilfe der EURES in den Nachbarländern (um die Reisezeit und -kosten niedrig zu halten) Jobs suchen. Es ist also nicht so, dass man als Arbeitsloser partout nicht ins Ausland kann! Nur finden Sie die Hilfe und Beratung kaum im Jobcenter, deshalb auf zu EURES!
Begriffsklärung: EURES steht für „European Employment Services“ und ist ein europaweites Netzwerk, das die Mobilität im Arbeitsmarkt fördert. Es wird getragen von den Arbeitsverwaltungen der beteiligten Länder, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden.