… und immer öfter kommen sie wieder. Die Zahl der Auswanderer aus Deutschland steigt. Doch viele sind Grenzgänger auf Zeit: Sie sammeln Erfahrungen und wollen zurückkommen.
Jeder vierte Deutsche kann sich vorstellen, zumindest für eine bestimmte Zeit ins Ausland zu gehen. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Allerdings haben von den 2000 Befragten nur 2 Prozent konkrete Pläne fürs Auswandern.
Die Auswanderungstrends der letzten Jahre
- 90er Jahre: viele Deutsche aus Osteuropa kamen nach Deutschland. Unterm Strich überwog der Zustrom die Auswanderer bei weitem.
- 2005 schlug der Trend um: mehr als 17.000 Deutsche verließen das Land. Die Bundesregierung kürzte daraufhin die Beratungsstellen für Auswanderer.
- im Jahr 2005 waren es laut Statistischem Bundesamt 52.000 mehr Auswanderer als Zugänge.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Überblick:
Einwanderer | Auswanderer | Nettowanderung | |
---|---|---|---|
1956 | 76.581 | 119.880 | – 43.299 |
1966 | 69.841 | 73.540 | – 3.699 |
1976 | 88.983 | 53.695 | 35.288 |
1986 | 88.867 | 59.350 | 29.517 |
1996 | 251.737 | 118.430 | 133.307 |
2001 | 193.958 | 109.507 | 84.451 |
2002 | 184.202 | 117.683 | 66.519 |
2003 | 167.216 | 127.267 | 39.949 |
2004 | 177.993 | 150.667 | 27.326 |
2005 | 128.051 | 144.815 | – 16.764 |
2006 | 103.384 | 155.290 | – 51.906 |
Welche Motive die Deutschen forttreiben, ist den Zahlen nicht zu entnehmen. Die Rentner, die den Ruhestand in Mallorca oder der Bretagne verbringen sind genau so dabei wie die typischen Expatriats. In den letzten Jahren gingen viele Ärzte nach Skandinavien oder England – bessere Arbeitsbedingungen lockten. Und auch 2008 arbeitet nur jeder zweite Medizinstudent in der klassischen Medizin. Viele packen ihre Koffer und sorgen so für eine bessere medizinische Versorgung in (Rest-)Europa.
Auch enttäusche Russlanddeutsche sind in der Spalte der Auswanderer erfasst. Sie lernten Deutschland nur als Hartz IV Staat kennen, doch die Staaten der ehemaligen GUS werden von Jahr zu Jahr attraktiver. So kehren viele wieder in den Osten zurück.
Gründe, ins Ausland zu gehen
Von den Motiven weiß man durch die DIW Studie so viel:
- 20 Prozent der Auswanderungswilligen lebte bereits länger als ein Jahr im Ausland. Diese Auslandserfahrungen z.B. während des Studiums spielen auch später eine Rolle: man kennt das Land, hat Kontakte geknüpft.
- Entsprechend gut sind die Fremdsprachenkenntnisse. Die Vorstellung vom unerfahrenen Spontanauswanderer ist ein, wenn auch langlebiges, Klischee.
- Die mit Abstand beliebtesten Auswanderungsziele liegen im europäischen Ausland.
- Auswandern ist keine Domäne des Aussteigers aus der Gesellschaft: In zwei Drittel der Fälle sind die Auslandsaufenthalte karrierebedingt.
- Selbstständige spielen häufiger als Angestellte mit dem Gedanken, dauerhaft auszuwandern.
- Vor allem Akademiker planen eine spätere Rückkehr ein. Somit ist die These vom „brain drain“ sehr entschärft. Es geht mehr um einen Wissens- und Erfahrungsaustausch als um den Wissensverlust aus Deutschland.
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