Welche Erwartungen und welche Einstellung machen es schwer bis unmöglich, im Ausland erfolgreich zu sein? Eine kleine Auswahl hinderlicher Vorstellungen – und wie man besser damit umgehen kann.
“Ich will ins Ausland, habe aber kein Geld!”
Wenn deine Jobsuche bzw. der Auslandsumzug nicht ausreichend finanziell unterstützt werden und du selbst nicht genügend Geld hast, um die erste Zeit zu überbrücken, dann ist das leider so. Dann muss man sagen: So geht’s nicht, bleiben Sie hier.
Wer ohne angemessene Rücklage fortzieht, wird in seiner neuen Umgebung eine harte Zeit durchleben. Krisen, Existenzängste, Sorgen, all das kann einem dann kein anderer abnehmen. Die meisten Rückkehrer scheitern in den ersten Monaten. Auch wenn uns bunte Prospekte und TV Sendungen vorgaukeln, es sei alles ganz einfach: man kann im Ausland scheitern und die größte Hürde ist das liebe Geld, gerade am Anfang. Geld für Wohnung, Geld für die Mietkaution und die Lebenshaltungskosten bis zur ersten Lohnzahlung muss verfügbar sein. Ansonsten fällt man auf die Nase – wie auch in Deutschland! Hast du damit Erfahrung? Dann erzähl davon, schreibe einen Kommentar.
„Die Sprache lerne ich, wenn ich dort bin.“
Wenn du ausgewandert bist, sind genug andere Sachen zu lernen – die neue Sprache sollte keinesfalls dazu gehören. Die kannst du vorher schon lernen. Für Rentner oder Selbstständige kann das Lernen etwas länger dauern, evtl. sind sie auf die Fremdsprache weniger angewiesen. Aber wer als Arbeitnehmer im Ausland arbeiten will, der wird es mit bruchststückhafter Sprachkenntnis sehr schwer haben. Vergegenwärtige dir, wie du auf in Deutschland lebende Türken oder Polen reagierst, die unsere Sprache kaum beherrschen. Außerhalb der Bundesrepublik bist du der Fremde…
“Ich brauche einen Vorschuss!”
Wenn der neue Arbeitgeber schon öfter Ausländer beschäftigt hat, wird er diese Frage vermutlich kennen. Das heißt aber nicht, dass er darum mehr Verständnis dafür hat. Das Gegenteil kann der Fall sein: Umzugsbeihilfe gegen Quittung, vielleicht wird sie mit dem Gehalt verrechnet. Gehaltsvorschuss ist zwar möglich, aber selten, wenn man sich noch nicht so richtig kennt. Plane diese Unterstützung vom Arbeitgeber lieber nicht fest ein.
„Ich weiß gar nicht, was ich noch alles machen soll…“
Ein neues Leben stellt neue Anforderungen. In den ersten Monaten kann es schwer sein, all die vor dir liegenden Aufgaben zu gewichten. Dennoch muss man Prioritäten setzen, denn alles auf einmal geht nicht. Einfach und bewährt ist eine genaue Wochenplanung. Sie erfordert vor allem etwas Disziplin, aber keine zusätzliche Zeit.
- Schreibe alle ToDos sofort auf, wenn sie dir einfallen.
- Gehe die Sammlung mindestens einmal in der Woche durch und sortiere: Was ist am dringendsten? Was davon kostet wieviel Zeit? Was ist der nächste Schritt, der zu tun ist?
- Einträge, die keine Handlung erfordern, setze auf eine extra Liste.
- Streiche alles, was du erledigt hast und übernimm auf einen neuen Zettel, was in der kommenden Woche noch erledigt werden will bzw. wo nachgesetzt werden muss.
- Plane Zeit für die Familie und für kleine Annehmlichkeiten ein.
“Wie soll ich … bezahlen?”
Kläre diese Frage unbedingt, bevor du im Ausland auf Arbeitssuche gehst oder eine Arbeit aufnimmst:
- Mit welchen Kosten ist anfangs zu rechnen?
- Mit welchen Mitteln werden sie gedeckt?
Es ist nicht zu raten, solche Fragen dem Arbeitgeber oder dem Arbeitsamt in der neuen Stadt zu stellen. Das gilt innerhalb der EU/ EFTA genau so wie außerhalb.
Hast du Familie? Ihr wollt zusammen gehen, wenn du im Ausland Arbeit findest? Sicher ist es, wenn du dennoch die Arbeitssuche allein durchführst und auch die ersten Wochen in der neuen Arbeitsstelle. Wenn alles gut anläuft, können die anderen Familienmitglieder nachkommen.
“Also, in Deutschland wäre … undenkbar. Und hier ist das normal!”
Es geht dir nicht besser, sondern schlechter, wenn du immer wieder Deutschland mit dem Land, in das du gegangen bist, vergleichst. Deutschland ist Deutschland und nicht Frankreich/ Österreich/ Holland/ Schweden…. Und im neuen Umfeld wird man kaum einsehen, wieso Deutschland das Maß der Dinge sein sollte. Denn dort ist Frankreich bzw. Österreich bzw. Holland bzw. Schweden das Maß der Dinge! 🙂
In fast jedem Dorf in Deutschland gibt es Kabelfernsehen, in Griechenland soll das nicht der Standard sein, in Irland auch nicht. Wenn man Internet nur via Satellit bekommt, ist das immer teurer als die Flatrates hier, usw. usf…. Man kann das beklagen, aber es ändert rein gar nichts; außer, dass man schlecht draufkommt. Hast du schon überlegt, deinen Neuanfang im Ausland für die Kinder und Enkel festhalten zu lassen?
“In meinem Buch stand aber was ganz anderes!“
Siehe die vorigen beiden Absätze. Du kannst nun
- dich damit abfinden, dass das Buch Ungenauigkeiten hatte,
- eventuell die Lage ändern (im Zielland umziehen, neue Arbeit suchen, Arbeitsvertrag nachbessern) oder
- dein „Auswanderungsprojekt“ vorerst aufgeben – was bedeutet: zurück nach Deutschland gehen.
Wenn gar nichts mehr geht
Den letzten Punkt: die Rückkehr, sollte man immer geplant haben, ehe man überhaupt die Reise ins Zielland bucht. Du brauchst dafür eine Planung und auch hier wieder: Geld. Es ist leichter abzubrechen, solange man noch ohne größere Probleme zurückkehren kann, als bis aufs Letzte alles in der neuen Heimat auszureizen und dann reicht das Geld nicht mehr für die angefallenen Kosten und für die Rückreise.
Welche anderen Hürden kennst du? Wie würdest du sie umgehen?
Probleme beim Auswandern
Ich bin vor 18 Jahren ausgewandert – zum ersten Mal. Erst auf die Philippinen, dann nach Thailand. Seit einigen Jahren lebe und arbeite ich jetzt in Indien, die mit Abstand größte Herausforderung in meinem Leben – aber auch die erfolgreichste.
Eines aber habe ich schon als Kind gelernt – mich zu bescheiden. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, daß es Menschen gibt, die von ihrem Monatsverdienst nichts sparen können oder wollen. Auswandern erfordert eiserne Disziplin beim Geld ausgeben.
Wer sein Leben in Deutschland nicht im Griff hat und nicht in der Lage ist, Rücklagen zu bilden, der wird das erst recht nicht im Ausland können. Indien kann eines der billigsten Auswanderungsländer sein, wenn man wie ein Inder leben will und sich bescheidet. Wenn ich lese, daß sich Leute von ihren Arbeitgebern Vorschüsse geben lassen, um anfangs über die Runden zu kommen, dann ist das schon der falsche Ansatz.
Wenn ich auswandern will, so plane ich das ein Jahr im voraus, trenne mich in dieser Zeit von allem Hab und Gut, Auto, Wohnungseinrichtung, Sammlungen und Klamotten, verscherbele ales bei Ebay, Flohmärkten und über Anzeigenblätter. Man wird staunen, was da zusammenkommt. Es gibt praktisch nichts, was man ins neue Land mitschleppen muß außer der Körperkleidung. Teuere Containertransporte für irgendwelche Designermöbel oder Bekleidung zu organisieren sind totaler Quatsch.
Wer sich schon in Deutschland von Nichts trennen kann, der soll am Besten gleich ganz zu Hause bleiben. Auswandern heißt sich trennen von alten Gewohnheiten und sich in neuen Kulturen einrichten.
Und wer noch nicht einmal passabel englisch spricht, der wird sich wohl in kaum einem Land zu Hause fühlen, weil er sich nicht verständlich machen kann. In Indien ist englisch ja wenigstens noch Amtssprache und wird überall gesprochen (selbst Hindi wird nicht überall verstanden), besonders in multinationalen Firmen, aber in Thailand oder den Philippinen ist das lernen der Landessprache ein Muß!
Fazit: Wer in Deutschland keinen müden Euro hat, der wird auch das Leben im Ausland nicht meistern können, und das gleiche gilt für den Job – es sei denn, man ist gut ausgebildeter Spezialist und nur zu alt für den deutschen Markt. Dann findet man überall auf der Welt eine lukrative Anstellung.