Südkorea – Landesüberblick des Tigerstaates in Ostasien
Südkorea liegt in Ostasien und nimmt den südlichen Teil der Koreanischen Halbinsel ein. Mit 51 Mio. Einwohnern zählt Südkorea zu bevölkerungsreichsten Ländern der Erde. Die Hälfte der Einwohner lebt im Großraum der Hauptstadt Seoul. Über zwei Millionen Menschen leben jeweils in den Städten Busan, Incheon und Daegu.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Korea (seit 1910 Provinz von Japan) von den Siegermächten in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Den Süden kontrollierten die Amerikaner, den nördlichen Teil die Sowjets. Somit standen sich zwei Supermächte gegenüber und die Spaltung in Nordkorea und Südkorea war vorprogrammiert.
Der steile Wirtschaftsaufschwungs ab 1962 machte Südkorea von einem armen Agrarland zu einem modernen Industriestaat. In der Produktion von Schiffen und elektronischen Produkten wie Halbleitern, Mikrochips, Flachbildschirmen und Computern ist Südkorea ein guter Name auf dem Weltmarkt.
Auswanderer-Interview
Kai ist mit 25 Jahren nach Südkorea ausgewandert und lebt heute noch dort. Eine dauerhafte Rückkehr nach Deutschland ist nicht vorgesehen.
November 2010; die Fragen stellte Knut Gierdahl
Hallo Kai, stelle dich bitte kurz vor.
Ich bin 45 Jahre alt. Ausgewandert bin ich im Jahr 1990. Ich bin Diplomkaufmann seit 1995. Verheiratet bin ich seit 2005. 1995 habe ich mich als Application Software Developer selbstständig gemacht.
Warum bist du ausgewandert?
Abenteuer -und Freiheitssuche.
Warum fiel die Wahl gerade auf die Südkorea?
Südamerika war mir zu ungeordnet/ unzuverlässig (rein subjektiv und meine damalige Meinung). Asien zeigte eine starke wirtschaftliche Entwicklung, aber noch im Übergang. Auf keinen Fall wollte ich nach Südostasien gehen, ich wollte nicht in ein übliches Urlaubsland auswandern.
Es sollte ein Land sein, dass sich globalisieren will. Am Schluss meiner Recherchen war eine Auswahl zwischen China, Japan, Taiwan und Korea zu fällen. China war nach einem Besuch doch zu rückschrittlich und man fühlte noch den Kommunismus. Japan war schön, aber viel viel zu teuer, was den Druck sich, einzuleben sehr vergrößert, weil man eben gleich loslegen muss. Taiwan und Korea blieben übrig. Na ja, beides wäre möglich gewesen. Ich habe dann Korea wegen der einfacheren Sprache gewählt.
Wer begleitete dich?
Ich wanderte alleine aus.
Wie war die Reaktion der Familie und deiner Freunde und Bekannten?
Die Idee hatte ich schon lange angekündigt. Alle meinten eben nur das Übliche. Normales Geschwafel, sprachen von den vielen, die wieder zurückkommen usw.
Wieviel Geld nahmst du mit?
Ich hatte mein Auto verkauft und 14.000 Mark mitgenommen
Eröffnete dein Beruf dir besondere Chancen in Südkorea?
Nein, ich hatte in Deutschland nach dem Abitur nichts Weiterbildendes mehr gemacht. Ich habe lediglich einige selbständige Arbeiten angefangen. Vorwiegend im Handel. Ich dachte auch anfänglich, dass ich in Korea Güter finde, die ich in die BRD verkaufen kann. Na ja, hatte aber keinen wirklich festen Plan.
Wie schon MacGyver sagt: „Wenn man zu genau plant, kommt vieles anders“. Also im Prinzip bin ich hin im guten Wissen, dass dort Menschen leben und wir im Prinzip doch viel mehr Gemeinsamkeiten haben als Unterschiede.
Hattest du einen bestimmten Wohnort als Ziel?
Sicherlich Seoul oder in die Region. Es ist das absolute Zentrum, mit über 12 Milionen Menschen.
Woher kanntest du diesen?
Kannte ich nicht vorher. Eben eine dieser großen asiatischen Großstädte.
Wer half dir bei den ersten Schritten?
Niemand, aber die Leute, mit denen ich zu tun hatte, waren sehr nett. Es half mir schon die Tatsache, aus Deutschland zu kommen. Zu der damaligen Zeit war man in Europa ja immer noch der böse Deutsche und musste sich immer entschuldigen. In Asien war das ganz anders. Die Menschen hatten Hochachtung für die wirtschaftliche Leistungen und eben Pünktlichkeit, Ordung, usw. Eben diese Dinge, die einen in Europa als Deutschen uncool machten.
Wie fandest du die neue Wohnung?
Es war ein Zimmer ca. 50km von Seoul. Ich wollte meine fixen Kosten so gering halten wie möglich und daher musste ich erstmal etwas weiter raus. Außerdem kostete der Zug nach Seoul nicht viel (etwa 50 Euro cent damals – ist inzwischen auch teurer). Etwas „finden“ ist in Korea kein Problem. Es ist im Prinzip wie in Deutschland. Jeder Deutsche, der Englisch spricht, möchte es anwenden. Genauso hier in Korea. Nicht, dass sooo viele Englisch sprechen, aber genau die trifft man natürlich. Und die helfen dann gerne.
Welche Erfahrungen hast du mit Behörden in Südkorea?
Ich fand sie nett und kooperativ. Aber wie gesagt, dies kommt schon ein bisschen darauf an, aus welchem Land man kommt. Pakistanis oder Chinesen haben es nicht so einfach. Es war und ist eben wie in den meisten aufsteigenden Ländern in Asien. Man schaut nach vorne und nicht zurück. Nach vorne wäre hier Deutschland, Amerika, etc und nach zurück eben Pakistan, Bangladesh, etc.
Wie hast du neue Freunde gefunden?
Einfach. Ich war ja relativ jung. Also beim ausgehen, bei der Arbeit, oder einfach auf der Straße.
Wie eng ist heute der Kontakt zur Familie und Freunden in Deutschland?
In den ersten 10 Jahren war ich sehr mit dem Weiterkommen und dem ‚Überleben‘ beschäftigt. Außerdem wollte ich nicht mit dem Kopf in Deutschland sein, sondern eben in Korea. Daher, außer einigen Anrufen zu Weihnachen, Geburtstag, etc. waren die Kontakte nicht so eng. Nachdem ich jetzt ab und zu mal geschäftlich nach Deutschland muss, ist natürlich wieder ein intensiverer Kontakt.
Welche beruflichen Erfolge konntest du verzeichnen und/oder Rückschläge musstest du hinnehmen?
Mich über Wasser zu halten, ging in Korea sehr gut. Am Anfang gab ich privat Deutschunterricht. Nach meinem amerikanischen Studium, ab dem 2. Jahr auch englisch. Und nebenbei diese Gelegenheitsjobs wie TV Statist in Fernsehfilmen, Voice-acting für Werbeagenturen, Übersetzungen (Deutsch & Englisch), und und und. Damit konnte ich mein Studium auf der amerikanischen Uni finanzieren.
Würdest du heute wieder auswandern?
Klar. Sofort.
Wie erlebst du das Verhältnis zwischen Deutschen und Koreanern?
Wie oben erwähnt, Koreaner mögen, was sie von Deutschland wissen. Eben wirtschaftlich erfolgreich und geordnet. Ein gutes Vorbild, aus dessen Fehlern und Errungenschaften man lernen kann. Eines sollte erwähnt werden. Man wird nie Koreaner. Man ist immer der Ausländer, auch wenn man die Sprache spricht. Dies war für mich aber nie ein Problem, sondern ich habe es mehr als Vorteil empfunden.
Zum Alltag in Korea
Mittelgroße Supermärkte liefern die Ware bei über 20Euro frei Haus. Tante-Emma Läden, wo jeder in der Familie mithilft, haben oft bis Mitternacht auf und sind in jeder Nachbarschaft ca. 5 Minuten entfernt. Die größeren Ketten wie ByTheWay oder 7/11 sind 24 Stunden auf (aber daher auch teuer).
Generell, jegliche Art von Internetbestellung ist am nächsten Tag geliefert. Die Lieferung kostet normal 2 Euro. Die Zustellung hat nichts mit der Post zu tun, sondern das machen private Unternehmen (vorwiegend mit Motorrad). Ein Taxi kostet 5 Euro je 30 min. Ich weiß noch, dass ich in Stuttgart 10 Euro für die 5 Minuten Fahrt vom Bahnhof bis zum Haus meiner Eltern bezahlt hatte.
Krankenhäuser gibt es viele, sie haben nettes Personal und vernünfitge Preise. Hatte für die ersten 10Jahre hier keine Krankenversicherung. Zum Beispiel, nach einem schweren Motorradunfall mit einer Woche Intensivpflege kostete mich EU 1500,- für 10 Tage auf der Intensivstation. Mein Hals-Nasen Ohrenarzt verlangt für die Ohrenschmalzbeseitigung 15 Euro. Das letzte Mal in Stuttgart, habe ich mir die Ohren putzen lassen müssen. Der Arzt verlangte dafür 100 Euro und das in Anbetracht der veralteten Ausstattung. Mein Arzt hier hat nur moderne Geräte (meist von deutschen Herstellern). Bei Zahnärzten ist es genau das gleiche.
Reparaturen von Ledertaschen, Hosen kürzen: Das kostet hier meist unter 5 Euro. Bei einem Besuch in Deutschland musste ich mir eine Hose kürzen lassen. 20 Euro wollte der. Hörgeräte 2x Siemens Pure 701. Ein deutscher Akkustiker wollte 6700 EUR inklusive Zubehör. Das musste ich natürlich ablehnen. Hier in Korea habe ich die gleichen für weniger als die Hälfte bekommen.
Nun, um über das Einkommen etwas zu berichten. Ich lebe in einem ganz normlen Umfeld. Meine Nachbarn sind Kfz-Fahrer, Mechaniker, Sekretärin, usw. Die verdienen im Durchschnitt 1700,- EUR (brutto) im Monat, wovon sie 1500,- EUR (netto) rausbekommen. In Deutschland muss man brutto 3000,- EUR verdienen, um das gleiche Netto zu bekommen. Aber eben sind die Dinge, die das Leben angenehm machen, viel teurer. Ach und wenn man es schafft, mehr zu verdienen, erntet man dafür keinen Neid, sondern Anerkennung.
Ich über mich
- Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit …Tennis – Ich spiele von Mo-Fr jeden morgen von 9-13:00. Dann gehen wir gemeinsam Mittagessen. Eines sei noch dazu gesagt. Ich kenne Tennisvereine in Stuttgart und diese sind mir etwas zu elitär. Hier in Korea sind Bus -oder Taxifahrer, Rentner, aber natürlich auch Business- Männer alle zusammen im Club. Ist beinahe so bunt wie die Gesellschaft. (bunt im Sinne von unterschiedlichen Gesellschaftsschichten). Ausländer gibt es recht wenig in Korea.
- Die Zeit vergesse ich, wenn …Daran arbeite ich noch. Bekomme leider meinen Beruf nicht aus dem Kopf.
- Es bringt mich auf die Palme, …Jedesmal etwas wenn ich in Deutschland bin. Hier wirklich nichts.
- Mit 18 Jahren wollte ich … Schnell und ohne Mühe reich werden.
- Im Rückblick würde ich nicht noch einmal … mich durch eine Investition an Deutschland binden.
- In 10 Jahren sehe ich mich … Im ersten Ruhestand, um einige Dinge zu erledigen, die aufgrund der Arbeit nicht möglich waren.
- Wer es in meinem Beruf/ Geschäft zu etwas bringen will, der … Muss immer erreichbar sein und sich unentbehrlich machen. Aber das gilt wohl für viele Jobs.
- Geld macht mich … unabhängig
- Rat suche ich bei … In Büchern/Internet
- Wer auch nach Südkorea auswandern will, dem rate ich, … Man kann hier im Prinzip nur selbständig tätig sein.
Vielen Dank für das Gespräch, Kai!