Als ich eben mit dem Hund draußen war, kam uns ein VW Touran entgegen mit Münchener Kennzeichen. Ich sah das Auto, erkannte das Modell. Als ich das Kennzeichen sah, wusste ich sofort, dass der aus München kommt.
Und dann fragte ich mich: Ist das zweifelsfrei sicher? Kommt der wirklich aus München? Es könnte auch ein dort zugelassener Firmenwagen sein, und der Fahrer besucht Sonntag morgen seine Eltern, oder … Zumindest muss der Fahrer kein Münchener sein, nur weil das Auto aus München ist.
Und da fielen mir wieder die „falschen Deutschen“ ein …
Diese Geschichte trug sich Anfang April vorigen Jahres zu. Ich war mit einem 3,5t Ford Jumbo Transit von Dshigurowo auf dem Weg nach Deutschland, es war der erste Schwung unserer Sachen, die erste Umzugstour.
Ich war mit dem Transporter durch Serbien gefahren und an der ungarischen Grenze war ein Riesenstau. Bald 2 Stunden stand ich schon. Da schaue ich in den Rückspiegel, und sehe ein deutsches Auto. Und nicht nur ein deutsches Kennzeichen ,sondern ANA für Annaberg. Und ich wollte nach Chemnitz, Annaberg ist gleich nebendran! Ich beschloss, da hinzugehen und mit dem Fahrer zu reden, über die Strecke hinter uns und die noch vor uns liegt und vielleicht weiß er ja auch, was hier an der Grenze los ist.
Also stieg ich aus, schloss sicherheitshalber den Transporter ab und lief nach hinten. Es dunkelte schon und da liefen zwielichtige Gestalten zu Fuß hin und her, und ab und an kam eine Patrouille mit vorgehängter Maschinenpistole. Die waren mir auch nicht geheuer. Die hatten das Gewehr nicht etwa geschultert oder wenigstens vor der Brust nach unten – nein, sondern der Lauf nach vorn und die rechte Hand am Magazin. Wenn der sich erschreckt, hat er ein Auto durchlöchert, und es könnte meins sein, und wenn er mich irgendwie interessant findet, dann mich. Also wurde ich der langweiligste Passant und das Auto schloss ich ab, um niemanden auf dumme Ideen zu bringen.
Da hatten sich heute schon zu oft die falschen Leute um das Auto gekümmert! An der bulgarisch-serbischen Grenze kamen drei verschiedene Grenzer an und verlangten, den Laderaum zu sehen. Dreimal erklären, was das ist und was es nicht ist.
- Was ist das?
- Mein Umzug. Wir ziehen von Bulgarien nach Deutschland.
- Machen Sie das gewerblich?
- Nein, privat!
- Was ist das dort?
- … ich zeige es.
- Und das dort hinten?
- …ich zeige es auch.
- Die Zulassung!
- … ich zeige sie.
- Das ist kein PKW. Sie müssen in die LKW Spur.
- und so weiter
Nun endlich also der Annaberger! Und so einen treffe ich ausgerechnet hier! Abends nach 20 Uhr an der serbischen Grenze! Heimatgefühle. Ich gehe hin, winke, er lässt das Fenster runter. Ich frage ihn, wie weit er heute noch fahren will, woher er kommt. – Schweigen für einen Moment. Dann mit kratzigem Akzent „Ich nix deutsch. ArBEITen.“ Übersetzung: Der Fahrer ist Serbe, im Kreis Annaberg ist er zum arbeiten. Er kommt gerade von Zuhause. Er sagte nicht ‚ich‘ mit ‚ch‘ wie in ‚Licht‘, sondern mit kratzigem ‚ch‘ wie in ‚Pacht‘. Ich nix deutsch…
Ihn nach dem Weg oder der Lage vor Ort zu fragen, kann ich mir stecken.