Anja Hellmuth zog es auf den Balkan. Aus den ersten Ausgrabungen entwickelte sich ein größeres Forschungsprojekt … und die Aufenthalte im Süden wurden länger.
Stelle dich bitte kurz vor.
Ich bin promovierte Archäologin und habe lange Jahre intensiv im spirituellen Bereich gearbeitet (besonders Runenmagie).
Wann und warum bist du ins Ausland gegangen, was gab den Ausschlag?
Nach einer halbjährigen Forschungsreise wurde mir ein Forschungsstipendium zugesprochen, mit dem ich ein 2-jähriges Forschungsprojekt im Ausland durchführen kann.
Siehst du dich als Expat, Forschungsreisende, oder als ausgewandert auf Zeit?
Im Moment sehe ich mich als Forschungsreisende, halte es aber durchaus für möglich, dass ich im Anschluss an meinen Auslandsaufenthalt Deutschland gänzlich den Rücken kehren werde.
Warum gerade Slowenien und Kroatien?
Ich bin bereits seit vielen Jahren auf Ausgrabungen dort tätig gewesen, woraus sich letztendlich auch mein Forschungsvorhaben entwickelt hat.
Wer begleitete dich?
Niemand.
Wie haben Familie und Freunde auf das Forschungsprojekt reagiert?
Natürlich waren Freunde und Familie wenig begeistert über mein Vorhaben, haben mich jedoch letztendlich darin unterstützt. Mein Beruf hat es von vorneherein wahrscheinlich gemacht, dass ich früher oder später ins Ausland gehen werde.
Wie sieht ein typischer Tag für dich aus?
Die meiste Zeit der letzten Monate habe ich mehr oder weniger am Schreibtisch verbracht, um das Projekt vorzubereiten. Dies wird sich jedoch in absehbarer Zeit ändern, wenn ich mit der eigentlichen Arbeit am Material beginnen. Es bleibt wenig Zeit für Freizeitgestaltung.
In welcher Sprache verständigst du dich hauptsächlich?
Ich verständige mich die meiste Zeit in Englisch, lerne aber natürlich auch Slowenisch und Kroatisch.
Wer half dir bei den ersten Schritten? z.B. bei Behörden, Wohnung, Telefon, Auto,…
Ich habe große Hilfe von den Mitarbeitern der Gastinstitutionen in Slowenien und Kroatien erhalten. Im Prinzip musste ich mich, dankenswerter Weise, um nichts selbst kuemmern 😉
Wie kamst du zur neuen Wohnung?
Dito.
Welche Erfahrungen hast du mit den Behörden in Kroatien gemacht?
Die einzige Erfahrung bislang ist eine unkomplizierte Anmeldung beim Touristenbüro, da ich mich ja nie länger als 3 Monate in einem der beiden Länder aufhalte und mich demnach nicht weiter anmelden muss.
Wo und wann warst du das letzte mal im Urlaub?
Huh, das letzte halbe Jahr….Ägypten, Griechenland, Kreta, Zypern, Kroatien, Italien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro…
Wie hast du Bekannte und Freunde kennengelernt?
Ich hatte bereits von den Ausgrabungen Freunde in Slowenien und Kroatien.
Wie eng sind deine Kontakte zu Auswanderern bzw. Landsleuten vor Ort?
Ich habe keine Kontakte zu anderen Auswandern bzw. Landsleuten.
Wann warst du das letzte mal in Deutschland? Und wie war das, wieder in der alten Heimat zu sein?
Ich war das letzte Mal vor ca. 2 Monaten in Deutschland und war froh, als ich wieder zurück fahren konnte. Nicht, dass es nicht schön gewesen wäre, Familie und Freunde zu sehen, aber nach längerer Zeit im Ausland erscheint mir Deutschland fürchterlich spiessig und unsympatisch.
Welche 3 Tipps gibst du einem Deutschen, der nach Kroatien auswandern will?
Man muss sich rasch an die etwas gelassenere Auffassung von Zeit und Termindruck einstellen, ansonsten können einen die für uns anscheinende Langsamkeit und Unpünktlichkeit wahnsinnig machen. Es ist alles einfach stressfreier… (je nachdem, wie man es sieht).
Autofahren kann manchmal so eine Sache sein, es wird rücksichtslos gefahren und Verkehrsregeln manchmal missachtet. Man sollte nicht darauf zählen, dass es in Kroatien billiger als in Deutschland ist, manchmal habe ich eher den Eindruck vom Gegenteil.
Würdest du dich heute wieder für dein Forschungsprojekt entscheiden?
Auf jeden Fall!
Vielen Dank für das Gespräch!