Die Glaubenskriege zwischen Protestanten und Katholiken waren in deutschen Landen eine Zeit der Flucht und Auswanderung. Es ging um religiöse Selbst- und Neubestimmung.
Die Kämpfe um den rechten Glauben und die politisch- religiöse Spaltung dauerten von der Mitte des 16. bis ins 18. Jahrhundert an. Besonders in der Anfangszeit mussten viele Emigranten ihre Heimat verlassen. Nur so konnten sie den Glauben leben, dem sie sich zugehörig fühlten. Seit Ende des 16. Jahrhunderts galt das Prinzip „cuius regio eius religio“: Die Konfession des Fürsten war bindend für die Einwohner. Wer sie nicht teilte, musste wohl oder übel das Land verlassen.
Deutsches Reich
Die deutschen Fürstentümer bildeten de facto kein „Reich“, sie hatten keine Einheit. So war auch ein Umzug innerhalb der deutschen Lande ein Ende und die Suche nach einer neuen Heimat. Auch wenn es sich „nur“ um eine Wanderung von wenigen Tagen und einigen hundert Kilometern handelte … Die Entwurzelung der deutschen Bevölkerung ging tief. Das erklärt zum Teil die lange und blutige Auseinandersetzung.
Noch im 18. Jahrhundert zog es religiös motivierte Auswanderer fort aus Mitteleuropa. Sie hatten dann eine Alternative, die verlockender war als alle Länder Europas (die nie über Generationen hinweg stabil waren): Die Neue Welt, oder wie die Kolonien sich bald nannten, die Vereinigten Staaten. Die USA waren das Paradies auf Erden. Völlige Religionsfreiheit. Billiges Land. Und vor allem: es war weit weg von Europa. Vor allem der Bundesstaat Pennsylvania zog damals Menschen aller religiösen Richtungen an.
Andere Länder
Auch die Protestanten in Böhmen mussten fliehen. Von 1623 bis 1680 wanderten sie in mehreren Wellen aus ihrer Heimat aus.
In Frankreich hießen die Protetanten Hugenotten. 1598 brachte das Edikt von Nantes mehr Frieden ins Land. Doch 1685 wurde das Edikt aufgehoben, die zuvor schwelenden Konflikte brauchen neu aus. Die Hugenotten wurden verboten und verfolgt. Auf Häresie stand die Todesstrafe. Über eine Viertelmillion Franzosen verließen in diesen unruhigen Zeiten ihre Heimat. Sie wanderten in die Schweiz, siedelten sich in England oder Preußen an.
Eine Art ‚Gegen-Bewegung‘ gab es nach dem 30jährigen Krieg. Die bis dahin überbevölkerte Schweiz platze aus allen Nähten. Lange Zeit war sie ein Einwanderungsland und eine Oase für die Flüchtlinge gewesen. Als der Krieg vorbei war, war der Süden Deutschlands menschenleer. Nun zog das verlassene Land die Schweizer und Wahl-Schweizer an. Sie wurden in vielen Regionen Südwestdeutschlands ansässig. Sie hatten in den Folgejahren großen Anteil daran, das verwüstete Land wieder zu beleben.