Du kennst bestimmt die Statistiken: 38 Prozent der Deutschen würden gerne auswandern. Aber warum bleiben sie hier? Warum packen sie nicht ihre Sachen und verschwinden?
Auswandern? Jeder Dritte der Unter-30-Jährigen spielt mit diesem Gedanken
Institut Allensbach
„Auswandern? Jeder Dritte der Unter-30-Jährigen spielt mit diesem Gedanken“, hat das Allensbacher Institut 2007 ermittelt. Die Zeitung „Welt“ schrieb 2018: „Mehr als die Hälfte der Deutschen würde gern auswandern“. … mein Reden, seit Jahren 🙂
Ok. Wie kommt das? Viele Menschen haben offenbar Probleme damit, ihre Vorhaben anzugehen. Das kann Verschiedenes sein, nicht nur auswandern. Zum Beispiel, die Studienarbeit frühzeitig (ohne Stress) fertigzustellen, ein Nebengewerbe aufbauen, den Keller gründlich aufräumen oder Fenster putzen. Oder eben der Gang ins Ausland. „Hach, das wäre schön!“ – „Ja und? Warum fängst du nicht an?“
Mehr als die Hälfte der Deutschen würde gern auswandern
Zeitung „Die Welt“
Wie schaffe ich es, das Problem zu erhalten?
Wir können die Perspektive wechseln.
Frage: Wie schaffen wir es, unsere Probleme aufrecht zu erhalten?
Überleg mal: Auch ein Problem will überleben und braucht dafür Aufmerksamkeit, Bestätigung – eben: Futter. Sonst geht es ein. Wird einfach vergessen und keiner redet mehr davon.
Ich bin kein Psychologe und suche jetzt nicht die Ursache in der Kindheit 🙂 Die Transaktionsanalyse (TA) kennt einen anderen Ansatz, um solche Art von Selbstsabotage zu verstehen und zu ändern. Sie nennt es das Passivitätskonzept.
Der Klassiker dazu ist der: Du hast zwei freie Tage. Du hast sie extra freigehalten, um die Bachelorarbeit zu schreiben und am Abend des zweiten Tages hast du die gesamte Wohnung durchgeputzt und aufgeräumt. Deine Quellenliteratur ist abgestaubt, aber nicht bearbeitet. Kurz: Du hast viel getan, statt das eigentliche Problem zu lösen.
Absolut gesehen, warst du nicht passiv. Du hast nur die falschen Dinge getan. Bezogen auf dein erklärtes Hauptanliegen bist du passiv geblieben.
Darum geht es.: Beobachte dich selbst bei dem, was du tust. Dann erkennst du auch, was du nicht tust. Beobachten braucht Bewusstheit. Und versuch nicht, alles nur in Gedanken zu speichern. Gedanken sind flüchtig. Schreib Tagebuch. Oder Morgenseiten. Ein Tool/ eine App für deine Planungen ist auch hilfreich, um festzustellen, was du in den letzten 1-2 Wochen/ Monaten für das Ziel „Auswandern“ gemacht hast.
Eine Bekannte hat seit 4 Monaten ein Chromebook. Neues Gerät, bisher kennt sie Windows, es ist eine komplette Umstellung. Ich sagte ihr, sie solle sich Zeit nehmen, um das Chromebook kennenzulernen, sonst werden die beiden keine Freunde. „Ja Knut, du hast recht.“ Alles klar. Zwei Wochen später hatte sie sich ein Buch gekauft über die Grundlagen von Chrome OS. Ich war begeistert.
Das ist jetzt aber schon anderthalb Monate her. Und bis jetzt hatte sie „noch keine Zeit, ins Buch zu gucken“. Da ist der Garten, da warten die Einkäufe, dann waren sie im Urlaub. Keine Zeit für das Buch für das Chromebook.
…
Die Arten, sich selbst auszutricksen, sind verschieden. Sie führen alle dazu, dass ein großer Wunsch nicht realisiert wird, sondern Wunsch bleibt. Agitation nennt das die Transaktionsanalyse.
Wenn du verstehst, wo und wie du dich vom Wichtigen abhältst und dich austrickst, kannst du diese Austricks-Muster leichter durchbrechen. Bei dir selbst, aber auch bei anderen. Du brauchst in der Regel dafür nicht eine Million Cash, Premium Umzugsspedition und zwei Häuser (falls eins abbrennt) – du brauchst nur Stift, Papier und Ausdauer.
Und wenn der Herr Müller das liest, dann kriegt er jetzt eine Idee, wie auch er es schafft auszuwandern. Nächstes Jahr nippt er an seiner Pina Colada, schaut zum Yachthafen und grinst. War einfacher als gedacht!