Die Auswanderer des 19. und 20. Jahrhunderts hatten ein Ziel: die USA. Und sie hatten eine Zugverbindung in Deutschland: die „Amerikalinie“.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts suchten Tausende ihr Glück in der Neuen Welt. Armut, Industrialisierung und politische Kämpfe machten Mitteleuropa – später das Deutsche Reich – unsicher. Wie eine Verheißung klangen da die Berichte von jenseits des Großen Teichs. Amerika. Das Land, in dem alles möglich ist.
Amerika, das war
- Raum zum leben, für jeden. Nicht zu vergessen der Goldrausch …
- Verheißung von Wohlstand und Glück
- politische Stabilität und Frieden, keine schwelenden Konflikte
- kurz: Freiheit!
Russen, Polen, Deutsche machten sich darum auf den Weg. Schon durch die weite Entfernung war klar: es geht um eine Lebensentscheidung. Rückkehr ist so gut wie ausgeschlossen. Und darum muss, wer geht, mit der ganzen Familie auswandern.
Streckenführung
Die Amerikalinie führte von Berlin über Stendal, Uelzen nach Bremerhaven. Zehntausende Familien verließen auf ihr ab 1873 Deutschland. Sie suchten ihr Glück in den Vereinigten Staaten. Selbst aus Russland, Galizien, Pommern strömten die Auswanderer.
Die letzte Etappe auf deutschem Boden war der Überseehafen am Kolumbus-Kai in Bremerhaven (s: historische Bilder). Noch 1938 passierten täglich bis zu 64 Züge die Strecke. Zu der Zeit allerdings ging es für viele Emigranten ums pure Überleben. Die Flucht aus dem 3. Reich war die letzte Auswanderungswelle auf der Amerikalinie.
Die Strecke war die direkte Ost-West Verbindung im Norden. Sie verbindet Stendal mit der Hansestadt Bremen. Die Amerikalinie entstand als Kernstück einer Direktverbindung Berlins mit den Häfen der Nordsee.
Woher kommt der Name?
Den Namen „Amerikalinie“ erhielt die Verbindung, weil auf ihr Züge aus Ost- und Westpreußen, Schlesien, Posen und Pommern nach Bremerhaven fuhren. Und Bremerhaven war das Tor zur Welt: nach Amerika.
Eine Ost-West Zugverbindung wurde bereits vor der Reichsgründung begonnen und zwei Jahre danach fertiggestellt. Die Wirtschaft und das Militär drängten darauf. Letzteres, um eine Anbindung Berlins an den Flottenstützpunkt Wilhelmshaven und die Nordsee zu bekommen. Darum wurde die Strecke Ende des 19. Jhd. zweigleisig ausgebaut.
Situation heute
1999 wurde der Zugverkehr zwischen Salzwedel und Uelzen wieder aufgenommen. Damit wurde die nach 1945 stillgelegte Streckenführung von Berlin an die Nordsee wieder geschlossen. Doch eine Bedeutung wie im 19. Jahrhundert hat die Strecke nicht wieder erlangt.
Das Denkmal-Depot in Ebstorf macht die Geschichte der größten Auswanderungswelle von der Alten in die Neue Welt gegenwärtig. Im Internet: Americaline.org/