Nach Chile auswandern – das Land im Überblick

Santiago - Hauptstadt von Chile
Santiago de Chile, eine moderne Metropole inmitten einer atemberaubenden Landschaft

Chile gilt als wirtschaftliches Musterland Lateinamerikas und belegt auch den ersten Platz des Human Development Index innerhalb Lateinamerikas. Auch durch seine landschaftliche Vielfalt und Schönheit nimmt das 4300 km lange und nur 180km schmale Land eine gewisse Sonderrolle ein.

Steckbrief: Chile in Zahlen

DatenKommentar
Amtssprache: Spanisch
Hauptstadt: Santiago de Chile6,5 Mio. Einwohner
Fläche: 756.102 km²gut doppelt so groß wie die Bundesrepublik
Einwohnerzahl: 18.006.407(2015)
Bevölkerungsdichte: 23 Einw. je km²(Deutschland: 230/km²)
BIP je Einwohner: 13.576 USDnominal, #57 weltweit
Human Development Index: 0,822#41 weltweit, #1 in Lateinamerika vor Kuba und Uruguay
Deutsche im Land: 6.000Einwanderer der letzten Jahre; Deutschstämmige: > 185.000
Netto-Einwanderrate: 0,3 Einwanderer pro 1000 EinwohnerSchätzung für 2016

Geschichtlicher Abriss: Vom Land der Mapuche bis zur Gegenwart

Vor der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert bewohnten die Inka das nördliche Chile. Die Mapuche lebten im mittleren und südlichen Chile. Chile erklärte 1810 seine Unabhängigkeit. 1883 besiegte Chile Peru und Bolivien und gewann seine heutigen nördlichen Regionen. Ebenfalls in den 1880er Jahren gewann die chilenische Zentralregierung die Kontrolle über die zentralen und südlichen Regionen, die von der Mapuche bewohnt wurden. In der jüngeren Geschichte bekannt ist die marxistische Regierung von Salvador Allende. Sie wurde 1973 durch Militärputsch beendet, Nachfolger war der General Augusto Pinochet. Er blieb bis 1990 an der Macht. Der General machte eine solide Wirtschaftspolitik. Sie brachte stetiges Wachstum und verringerte die Armut um mehr als die Hälfte. Bis heute hat Chile regionale und internationale Führungsrollen angenommen, die seinem Status als stabile, demokratische Nation entsprechen.

Steinfiguren auf der Osterinsel
Die Osterinsel mit den berühmten archaischen Steinfiguren: auch das ist Chile.

Erste Empfehlung für deutsche Auswanderer: Santiago

Karte von Chile
Chile, langgestreckt an der Westküste Südamerikas

Santiago liegt in einem Talkessel am Fluss Río Mapocho. Die Ebene der Hauptstadtregion wird auch landwirtschaftlich genutzt: Weizen-, Wein- und Obstanbau bringen gute Ernten. Das Klima in Santiago ist mit dem Mittelmeerraum vergleichbar.

Die bedeutendsten Unternehmen Chiles haben ihren Sitz in Santiago, ebenso ausländische Firmen. Für Expats ist Santiago die erste Adresse – und häufig die einzige, die sie brauchen. 43% des chilenischen BIP werden in Santiago erwirtschaftet. Viele große Namen sind in Santiago ansässig, von Yahoo über Ford bis Coca Cola. Allerdings haben die viele dieser internationalen Unternehmen in Chile keinen Produktionsstandort, nur repräsentative oder Verkaufsbüros. Für Expats ist Santiago daher nur mit Einschränkung zu empfehlen.

Seit den 1970er Jahren ist die chilenische Hauptstadt ein wirtschaftliches Zentrum Südamerikas. Santiago wurde in einer Studie der Wirtschaftszeitung „America Economia“ 2004 und 2005 zur wichtigsten Stadt gewählt, um in Lateinamerika Geschäfte zu führen.

Zweite Empfehlung für deutsche Auswanderer: der Llanquihue-See im Süden von Chile

Wenn Sie mit dem Süden von Chile liebäugeln, gibt es natürlich Alternativen zum Llanquihue: Die Kombination von guter Verkehrsanbindung, schöner Natur und Fremdenverkehr können Sie als Vorlage für eigene Pläne nehmen. Aber nun erst einmal zum See:

Der Llanquihue-See ist mit 860 km² der zweitgrößte See Chiles (Bodensee: 536 km²). Er liegt in Región de los Lagos in der Nähe von Puerto Montt. Puerto heißt Hafen. Also: Ein großer, malerisch gelegener See mit vier größeren Hafenstädten. Was fällt einem da ein? Genau, Tourismus. Am Südufer liegt Puerto Varas, im Westen Frutillar und im Norden Puerto Octay. Der See wird aus den Anden gespeist. Rund um den See leben sehr viele deutschstämmige Einwanderer.

Puerto Octay
Puerto Octay ist eine stark deutsch geprägte Stadt mit vielen Gebäuden aus der Zeit der ersten Einwanderer (Anfang 20. Jhd.) Sieht das nicht aus wie der Bodensee? Nur spricht man hier nicht bayerisch und es ist ruhiger (und billiger) als im deutschen Süden. Foto: Corto Maltese 1999

Der See liegt 70 m über dem Meeresspiegel. Von hier aus bietet sich ein herrlicher Blick auf den Vulkan Osorno mit seinem 2652 m hohen Gipfel und den Vulkan Calbuco. Aufgrund des großen Fischreichtums ist das Gebiet ein Geheimtipp für Angler.

Chile hat mehrere reizvolle Gebiete für Naturliebhaber und Feriengäste. Der Llanquihue-See ist eins davon und sicherlich das für Europäer klimatisch angenehmste. Ich will Sie nicht zu Tourismus-Managern machen :), aber man muss ja beim Auswandern wissen, wo und wie man selbst leben will und womit man seinen Lebensunterhalt verdient.

Llanquihue See Panorama

Einreisebestimmungen

Deutsche benötigen für die Einreise nach Chile einen deutschen Reisepass, der mindestens 6 Monate gültig ist. Die Einreise mit dem Personalausweis ist nicht möglich. Für einen Aufenthalt von maximal 90 Tagen zu Tourismus- oder Besuchszwecken ist kein Visum erforderlich. Bei der Einreise wird an der Grenze kostenlos eine „Tarjeta de Turismo“ ausgestellt.

Für andere Aufenthaltszwecke oder einen längerfristigen Aufenthalt sollte vor Einreise die örtlich zuständige chilenische Auslandsvertretung kontaktiert werden (s. Linkliste am Ende des Artikels).

Einwanderung und erste Schritte in Chile

Bei einem Aufenthalt von mehr als 3 Monaten kann das normale Touristenvisum (residente temporario) beantragt werden. Es ist für ein Jahr gültig und kann verlängert werden.

Ausländische Techniker, Siedler, Akademiker und hochqualifizierte Handwerker, die sich in Chile niederlassen und eine Arbeit aufnehmen wollen, die zum Wohl und der Entwicklung des Landes beiträgt, erhalten ein Einwanderungsvisum. Die Einwanderungserlaubnis wird nur Angehörigen einer Berufsgruppe gewährt, die in Chile als Mangelware gilt und wird vom chilenischen Außenministerium ausgestellt.

Wenn Sie längere Zeit in Chile leben wollen, lassen Sie sich am besten vorab Zeugniskopien, Geburtsurkunden und andere wichtige Dokumente beglaubigt übersetzen. Aktualisieren Sie Ihren Reisepass. Lassen Sie Passbilder anfertigen. Das spart Ihnen im Land viel Lauferei und schont die Nerven. Denn wie überall: Behördengänge können viel Zeit in Anspruch nehmen. Bereiten Sie sich gut vor!

Nationalpark Torres del Paine
Im Nationalpark Torres del Paine im Süden von Chile. Der Nationalpark ist 2420 km² groß. Den Alpinisten locken mehrere Dreitausender, Gletscher, Fjorde und große Seen

Bevölkerung

Am dichtesten besiedelt ist der Großraum Santiago de Chile, wo etwa die Hälfte der chilenischen Einwohner lebt. Die Stadt hat 5,5 Millionen Einwohner – ein Drittel aller Einwohner des Landes. Die Hauptstadt von Chile ist zugleich die größte Stadt des Landes.

Die Chilenen mit europäischen Vorfahren und Mestizen bilden rund 95,4 % der Bevölkerung. Die ersten Deutschen trafen 1843 in Puerto Hambre ein und siedelten sich später vor allem im Gebiet um den Llanquihue-See und in Valdivia, Osorno, sowie Puerto Montt an. Der Bevölkerungsanteil an Deutschen bzw. Deutschstämmigen beträgt heute ca. 200.000. Nur im Süden Chiles wird noch vereinzelt deutsch gesprochen, Tendenz weiter fallend – die Amtssprache ist Spanisch.

Geld / Kreditkarten

Kreditkarten können grundsätzlich verwendet werden; Einschränkungen für deren Benutzung sind lediglich in kleineren Orten gegeben. Bargeld kann an vielen Geldautomaten abgehoben werden. Erfragen Sie die Gebühren Ihrer Bank vorher, sonst kann es böse Überraschungen geben: „Kostenfrei weltweit Bargeld“ heißt nämlich nicht, dass man wirklich kostenfrei weltweit Bargeld abheben kann. Unterm Strich ist anzuraten, dass Sie ein Konto bei einer chilenischen Bank eröffnen.

Geldautomaten sollten aus Sicherheitsgründen nur während der Geschäftszeiten benutzt werden. Es wird empfohlen, keine größeren Bargeldmengen bei sich zu tragen.

Chile ist teurer als andere südamerikanische Länder. Planen Sie ausreichend Reisemittel ein. Trinkgelder in Höhe von ca. 10% sind üblich.

Wirtschaft im Überblick

Chile hat eine marktorientierte Wirtschaft. Sie ist stark auf Exporte orientiert und hat einen guten Ruf: Chiles Finanzinstitute sind gut aufgestellt. Außerdem laufen Wirtschaft und Politik über außergewöhnlich lange Zeiträume (seit den 1980ern) solide nebeneinander, ohne sich zu stören. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen machen etwa ein Drittel des BIP aus, wobei die Rohstoffe rund 60% der Exporte ausmachen. Kupfer ist Chiles Top-Export und bietet 20% der Staatseinnahmen.

Von 2003 bis 2013 lag das reale Wachstum bei fast 5% pro Jahr. Das Wachstum verlangsamte sich auf 1,7% im Jahr 2016. Fallende Kupferpreise führen zu erhöhter Inflation und Währungsabwertung. Die chilenische Regierung hat in der Regel eine antizyklische Fiskalpolitik betrieben. Überschüsse in Zeiten hoher Kupferpreise und Wirtschaftswachstums werden in Staatsfonds gesammelt und in der Regel nur in Zeiten niedriger Kupferpreise und bei Wirtschaftsrückgang angefasst. 2016 beliefen sich diese Staatsfonds (die Zentralbank hat eigene Reserven) auf 23,5 Milliarden US-Dollar.

Steuerreformen aus 2014 sollen soziale Ungleichheit mindern und den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung ermöglichen. Die Körperschaftssteuer wurde erhöht auf die OECD-Durchschnittswerte.

Chile: Vorbild in Südamerika

In einem Ranking der unternehmerfreundlichsten Länder der Welt (laut International Finance Corporation) landete Chile 2005 auf dem 25. Platz als bestes lateinamerikanisches Land. Deutschland belegt laut dieser Studie Platz 19. Im jährlichen Korruptionsindex von Transparency International lag Chile permanent in den Top 20 – 2016 rutschte es erstmals auf #24.

Chile verfügt über die weltweit größten Kupferreserven. Kupferabbau und die Verarbeitung zu hochreinem Kupfer sind die treibende Kraft der Wirtschaft. Lange Zeit war die Chuquicamata Mine die größte offene Kupfermine der Welt. Die Reserven sind erschöpft, es wird geprüft, ob unterirdisch weiterer Abbau lohnt. In 2017 ist die Escondida Kupfermine die größte der Welt.

Der chilenische Binnenmarkt zählt mit rund 18 Mio. Einwohnern zu den kleineren Märkten der Welt. Klassische Industrieproduktion hat nur geringe Bedeutung. In kleinen und mittelständischen Unternehmen ist der größte Teil der chilenischen Arbeitnehmer beschäftigt. Zentrale Bedeutung hat der Dienstleistungssektor. Ausländische Unternehmen sind in Chile in der Regel mit Vertrieb und Service vertreten.

Santiago Sonnenuntergang
Von Santiago aus blickt man auf schneebedeckte Berge (wenn man sie sehen kann – was wegen Smog nicht jederzeit möglich ist).

Zu den Wachstumsmärkten gehören

  • die Tourismus-Branche
  • Bergbau und Energiewirtschaft
  • Nahrungsmittelindustrie, Agroindustrie
  • Ausbau der Infrastruktur

Durch die (noch) sehr starke Ausrichtung auf Rohstoffe ist Chile sehr auf den Export in rohstoffhungrige Länder angewiesen.

Chile hat 22 Handelsabkommen getroffen. Diese umfassen 60 Länder, einschließlich Vereinbarungen mit der EU, dem Mercosur, China, Indien, Südkorea und Mexiko. Chile ist das erste südamerikanische Land, das der OECD beitrat. Chile hat mehr Freihandelsverträge geschlossen als jedes andere Land der Welt.

Die öffentliche Gesamtverschuldung konnte in den letzten 15 Jahren auf 4% des BIP reduziert werden. Das Ziel eines jährlichen strukturellen Überschusses von mindestens 1% des BIP wurde regelmäßig übertroffen. Der Überschuss wurde in Stabilisierungsfonds im Ausland angelegt. Dies sollte der Vorsorge gegen eine weltweit ungünstige Wirtschaftsentwicklung, zur Vermeidung einer zu hohen Aufwertung des chilenischen Peso und zur Bekämpfung der Inflation dienen. 2009, nach der Finanzkrise, half diese Vorsorge Chile, das Desaster fast ohne Schäden zu überstehen.

Stellenmarkt

Beschäftigungen in der Industrie werden grundsätzlich gut bezahlt, im Gesundheitswesen und im Handel ist die Entlohnung jedoch schlechter. Bei vorliegender Arbeitserlaubnis haben Ausländer die gleiche Rechtsstellung wie Chilenen.

Der Stellenmarkt in Chile ist für qualifizierte Facharbeiter mit guten Spanischkenntnissen aufnahmebereit. Facharbeiter und Handwerker werden grundsätzlich benötigt. In kaufmännischen Berufen besteht jedoch kaum eine Beschäftigungsmöglichkeit.

Wohin auswandern? Chile ist unsere Nr. 10 der besten Ziele zum Auswandern.

Webtipps

letzte Bearbeitung: 07.06.2017

4 Kommentare

  1. auswandern
    bin in deutschland ein augebildeter maschinenschlosser. arbeite derzeit als maschineneinrichter.wie stehen meine chancen auf dem chilenischen arbeitsmarkt? danke!

    Antworten
    • auswandern
      Hallo raffo
      falls du ein guter Maschinenschlosser bist … bist du als Selbständiger am besten beraten.
      Für motivierte Leute die harte Arbeit nicht scheuen, ist Chile ein gutes Land, zum „Erfolg“ und „Unabhängigkeit“ zu finden.

      Antworten
  2. Maschinenschlosser
    Hallo, weiß jemand, ob dort Maschinenschlosser in der Industrie gesucht wird?

    Meine Ausbildung Maschinenschlosser mit Fortbildung Nachrichtentechnik und Arbeitsvorbereitung Refa. – Weiterhin CNC Steuerungen Bereich Fräsen.

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  3. Auswandern nach Chile
    Chile ist ein ausländerfreundliches Land, und wenn man gute Grundkenntnisse der spanischen Sprache besitzt kommt man dort sehr gut zurecht. Für Freiberufler und Ausländer die im Land eine Immobilie gekauft haben ist es erfahrungsgemäss relativ unbürokratisch vor Ort Arbeitserlaubnis und Visum zu innerhalb von 2 Monaten zu erhalten. Beim Erwerb von Grundbesitz genügt die Vorlage von Reisepass und Touristenvisum.
    In den südlicheren Regionen sind neben den oben genannten Branchen Forstwirtschaft und Fischzucht wichtige Wirtschaftsfaktoren – Lachs und Zellulose werden überwiegend für den Export produziert.
    Für Naturliebhaber und Menschen die ein gesundes Klima zu schätzen wissen ist der Süden Chiles sehr zu empfehlen.

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